Bedrohung und Schutz der Moore (2024)

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Bedrohung und Schutz der Moore (4)

Da die Moore nur schwer zu begehen waren, ließen wir sie lange Zeit in Ruhe. Doch im 18. und 19. Jahrhundert begannen die Menschen damit, die Moore großflächig zu entwässern und land- und forstwirtschaftlich nutzbar zu machen. Und sie fingen an, Torf abzubauen: Früher diente dieser als Brennmaterial, heute wird er massenweise als Hauptbestandteil von Blumenerde verwendet.

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Bedrohung und Schutz der Moore (5) Auf vielen ehemaligen Mooren weiden heute Rinder. (Clara Bastian /AdobeStock)

Einst erstreckten sich auf rund 1,5 Millionen Hektar Moore in Deutschland, eine Fläche so groß wie Schleswig-Holstein. Um die Moore zu nutzen, legten die Menschen in den letzten zwei Jahrhunderten im großen Stil Gräben, Drainagen und Vorflutgräben an und leiteten das Wasser ab. Sie entwässerten die Moore. Auf den trockengefallenen Flächen wurde Land- und Forstwirtschaft betrieben. Auch Flussregulierungen und die Entnahme von Trinkwasser in der umgebenden Landschaft führen zur Absenkung des Grundwasserspiegels in Mooren. Hinzu kam der Torfabbau, zunächst im kleineren Maßstab als Brennmaterial und später großflächig für Garten- und Blumenerde. Auf diese Weise wurden rund 95 Prozent der Moore Deutschlands zerstört.

Heute weiden auf ehemaligen Mooren Rinder, wachsen Feldfrüchte oder Forstbäume. Rund 37 Prozent aller Treibhausgasemissionen der deutschen Landwirtschaft werden durch Bewirtschaftung von entwässerten Moorböden verursacht, obwohl diese nur sieben Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche ausmachen.

Hinzu kommt: Laut dem Industrieverband Garten e. V. werden hierzulande immer noch 3,7 Millionen Kubikmeter Torf abgebaut, vor allem in Niedersachsen. Auch andernorts in Europa wird nach wie vor im großen Stil Torf für Gartenerde abgebaut – auch für den Export: Jährlich importiert allein Deutschland rund 4,1 Millionen Kubikmeter Torf, hauptsächlich aus dem Baltikum.

Die Moorzerstörung beschränkt sich dabei nicht auf Europa, sondern ist ein globales Problem. Indonesien beispielsweise beherbergt mit 24 Millionen Hektar Moorlandschaften rund ein Drittel aller tropischen Moore der Erde. Auch hier wurden in den letzten Jahrzehnten riesige Moorflächen entwässert, um darauf Palmölplantagen oder andere Kulturen anzulegen oder Torf zu gewinnen. Dann kam es 2015 zu entfesselten Moorbränden auf rund 2,6 Millionen Hektar Fläche, die enorme Verwüstungen anrichteten und mehr Kohlendioxid verursachten als Deutschland in einem Jahr. Um gegenzusteuern, versucht Indonesien nun in einem großanlegten Programm riesige Flächen an trockengelegten Mooren wiederzuvernässen.

Schutz der Moore

Paludikultur kann für die Wiedervernässung sinnvoll sein. (Tobias Dahms)

Die spärlichen Reste unserer naturnahen Moore stehen heute meist unter Naturschutz. Doch ihr ökologischer Wert ist oftmals nicht mehr, was es einst war. Deshalb sind auch in den noch bestehenden Moorgebieten Maßnahmen zur Verbesserung ihres Zustands notwendig.

Damit Moore wieder Kohlenstoff binden und Torf bilden, müssen sie wiedervernässt werden. Dafür braucht es oberflächennahe Wasserstände und einen langzeitigen Wasserüberschuss im Moor. Um den Wasserstand in gestörten Mooren anzuheben, ist meist ein Rückbau der Entwässerungsgräben und ein Anstau des Wassers im Gebiet notwendig. Weitere Pflegemaßnahmen sind beispielweise die Entfernung von Baumbewuchs auf wiedervernässten oder ehemaligen Moorstandorten. Voraussetzung für den vollwertigen Erhalt der Artenvielfalt im Moor ist der Schutz noch intakter Moore und die Renaturierung von Mooren als Wildnisgebiete.

Neben der Renaturierung von Mooren ist auch die extensive Nutzung durch sogenannte Paludikulturen sinnvoll. Dabei werden bestimmte Kulturen auf degradierten, wiedervernässten Moorböden angebaut, bodenschonend geerntet und auf vielfältige Art und Weise verarbeitet und genutzt. Auch eine extensive Beweidung durch Wasserbüffel ist möglich. Paludikulturen können Landwirt*innen eine Perspektive bieten und leisten einen zentralen Beitrag zum Klimaschutz. Sie sollten aber nur auf solchen Moorflächen genutzt werden, wo keine vollwertige Renaturierung mehr möglich ist.

Ihre Spende erweckt Natur zu neuem Leben!

Helfen Sie uns, damit wir tatkräftig für den Schutz unserer Moore anpacken können. Ihre Spende:

  • unterstütztunsere umweltpolitische und öffentlichkeitswirksame Arbeit.
  • trägt dazu bei, für die Wiedervernässung von Mooren Spezialgeräte und Maschinen einzusetzen.
  • hilft dabei, die Hütehaltung der gefährdeten Moorschnucken sicherzustellen.

Publikation zum Thema

  • Moorschutz – Ein Beitrag zum Klima- und Naturschutz

Hintergründe zum Thema

  • Tiere und Pflanzen im Moor
  • Blumenerde ohne Torf – Moore selber schützen
  • Die verschiedenen Typen des Moores

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Kontakt

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Tobias Witte

Wissenschaftlicher Mitarbeiter Moorschutz
E-Mail schreiben Tel.: +49 302 7586 549

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Bedrohung und Schutz der Moore (2024)

FAQs

Was kann ich tun um Moore zu schützen? ›

Ein wichtiger Punkt wie wirklich Jeder von uns Moore schützen kann, ist durch die Wahl der Blumenerde, welche wir in unseren Blumenkästen, -töpfen und Gärten verwenden. Diese besteht mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit aus Torf. Fast jede Erde im Baumarkt besteht aus Torf, dem Boden der Moore.

Wie kann man das Moor schützen? ›

Die NABU-Stiftung kauft Moorflächen, um sie für immer der Natur zurückzugeben. Denn erst wenn das Land in unserer Obhut ist, kann es sich so entwickeln, wie es für die Natur am besten ist. Mit Ihrer Unterstützung kaufen wir Moorflächen, verschließen Entwässerungsgräben und werden die Moore wiederbeleben.

Sind Moore geschützt? ›

Heute verpflichten sich weltweit 172 Vertragsstaaten zum Schutz von Feuchtgebieten. Ursprünglich setzten sich die Vertragsstaaten das Ziel, Feuchtgebiete als Lebensraum von Wasservögeln zu erhalten. Die Schutzbereiche umfassen Seen, Sümpfe, Moore, Flüsse, aber auch Korallenriffe und Magrovenwälder.

Warum ist das Moor so wichtig? ›

Denn Moore speichern mehr Kohlendioxid als jedes andere Ökosystem der Welt. Sie bestehen zu 95 Prozent aus Wasser und spielen eine wichtige Rolle im Wasserhaushalt. Sie sind sehr effektive Wasserspeicher, die helfen, Überschwemmungen und Flutkatastrophen zu verhindern.

Warum Moor Nährstoffarm? ›

Der im Niedermoor ständig neu entstehende Torf presst die darunter liegenden Torfschichten immer weiter zusammen. So bilden diese Schichten langsam eine Barriere für einströmendes Grundwasser. Das Regenwasser bringt keine Nährstoffe ein. Das Pflanzenwachstum entzieht dem Boden Nährstoffe.

Kann ein Moor künstlich angelegt werden? ›

Anzulegen ist es zu Beginn wie ein Gartenteich. Liegt die Folie einmal in der gut einen Meter tiefen Mulde, dann muss mit alten Kübeln und Töpfen, die verkehrt herum aufgestellt werden, ein möglichst großer Wasserspeicher geschaffen werden. Moore „wachsen“ nicht von heute auf morgen.

Welche Gefahren gibt es im Moor? ›

Eine Gefährdung für Moore ist „menschengemacht“: Entwässerung (Trockenlegung) zum Zweck der landwirtschaftlichen Nutzung für z.B. Weideflächen, Äcker und Fichtenaufforstungen und Infrastrukturmaßnahmen (Straßen, etc.), aber auch der Torfabbau sind dafür verantwortlich, dass nur noch ein Bruchteil der einstigen ...

Können Moore das Klima retten? ›

Intakte Moore geben zwar während ihres natürlichen Bildungsprozesses mit Methan auch ein klimaschädliches Gas ab, in der Summe wirken sie aufgrund der Kohlenstofffestlegung langfristig dennoch positiv auf das Klima. Dessen ungeachtet geht die weltweite Zerstörung der Moore durch Trockenlegung und Torfabbau weiter.

Wer renaturiert Moore? ›

Der BUND NRW renaturiert Moore. Diese einmaligen und wichtigen Ökosysteme sind weltweit in einem schlechten Zustand oder bedroht.

Was heißt auf Englisch Moore? ›

moor n. Das Gebiet besteht hauptsächlich aus Mooren und Sümpfen. The area mainly consists of moors and swamps.

Wie alt ist ein Moor? ›

Ihre Entstehung begann nach der letzten Eiszeit vor zirka 12.000 Jahren.

Sind Moore fruchtbar? ›

Trockengelegte Moorböden verlieren mit der Zeit und nach intensiver Nutzung jedoch ihre Fruchtbarkeit. Der Erhalt der Feuchtgebiete ist also auch aus ökonomischer Sicht nicht zu verachten, da man Moore auch nachhaltig bewirtschaften kann.

Was zerstört Moore? ›

Massiver Torfabbau, stetige Entwässerung, die land- und forstwirtschaftliche Nutzung sowie Bebauung zerstören unsere Moore. Aber auch Klimaveränderungen und Nährstoffeinträge machen ihnen zu schaffen.

Für was ist Moor gut? ›

Der im Moor enthaltene Mineralstoff wirkt im Körper krampflösend, entspannend und hilft dabei Stress zu reduzieren. Das Spurenelement hat eine entzündungshemmende Wirkung und kann helfen rheumatische Erkrankungen zu lindern. Dazu unterstützt es die Aufnahme von Eisen und hat einen positiven Effekt auf dein Immunsystem.

Was ist besonders am Moor? ›

Im Moor wachsen besondere Moose und auch fleischfressende Pflanzen, zum Beispiel der Sonnentau. Ein Moor ist nicht dasselbe wie ein Sumpf. Wenn man einen Sumpf trockenlegt, bleibt fruchtbarer Boden übrig, auf der man sehr gut einen Acker anlegen kann.

Was kann man mit Moor machen? ›

Doch im 18. und 19. Jahrhundert begannen die Menschen damit, die Moore großflächig zu entwässern und land- und forstwirtschaftlich nutzbar zu machen. Und sie fingen an, Torf abzubauen: Früher diente dieser als Brennmaterial, heute wird er massenweise als Hauptbestandteil von Blumenerde verwendet.

Wie wird ein Moor entwässert? ›

Insbesondere die landwirtschaftliche Nutzung ist ein großer Treiber der Entwässerung: dreiviertel der Moorflächen werden durch Beweidung oder Ackerbau (v.a. Mais und Kartoffeln) bewirtschaftet. Mittels Entwässerungsgräben und Drainagerohren werden Grundwasserstände abgesenkt und den Mooren so das Wasser entzogen.

Wie viel co2 bindet ein Moor? ›

Während Ackerböden in den obersten 90 Zentimetern im Schnitt etwa 95 Tonnen Kohlenstoff pro Hektar speichern, sind unter Dauergrünlandflächen durchschnittlich 181 Tonnen pro Hektar gebunden. Trockengelegte landwirtschaftlich genutzte Moorböden können sogar 507 Tonnen Kohlenstoff pro Hektar im obersten Meter enthalten.

Wo wird heute noch Torf abgebaut? ›

95 Prozent der deutschen Torfabbaugebiete liegen in Niedersachsen. Hier werden jährlich rund 6,5 Millionen Kubikmeter Torf abgebaut. Die Nachfrage des Gartenbaus allein in Deutschland beträgt aber ca. 9 Millionen Kubikmeter.

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Author: Velia Krajcik

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